Mittwoch, 17. März 2010

Haltung

In der Literatur zur Ausbildung in helfenden Berufen, sowie in nahezu allen Ratgebern zur Gesprächsführung wird wie selbstverständlich von einer „Haltung“ gegenüber unseren Gesprächspartnern gesprochen. Diese „Haltung“ wird mit Begriffen ausgestattet, die gesprächsfördernd sein sollen. Am häufigsten dazu strapaziert wird vermutlich der Begriff „Wertschätzung“. Eine „wertschätzende Haltung“ gegenüber Gesprächspartnern gilt als unabdingbar für eine gelingende Kommunikation in helfenden Berufen. Was aber ist eigentlich diese berühmte „Haltung“. Was macht diese aus? Und nicht zuletzt: Wie erreichen wir eine „wertschätzende Haltung“, die für ein gelingendes, hilfreiches Gespräch grundlegend ist? Lassen wir uns zuerst klären, was mit „Haltung“ gemeint ist.
„Haltung“ ist ein uns ein geläufiger Begriff. Auch in anderen Bereichen und in der Alltagssprache verwenden wir ihn. Im Sport bezeichnet er die Körperhaltung während der Ausführung einer Übung, beispielsweise beim Turnsport. Im Schisprungsport werden „Haltungsnoten“ vergeben, die Ästhetik und Perfektionsgrad des Sprunges bewerten sollen.
„Bewahren sie Haltung“! Diesen Ausspruch kennen sie bestimmt ebenfalls. Er stammt aus der Sprache des Militärs und verlangt vom ausführenden Soldaten eine angemessene, straffe Körperhaltung während einer Truppeninspektion durch einen Vorgesetzten.
Aber auch in der Alltagssprache begegnet uns dieser Begriff: Er soll gewissermaßen unseren seelischen Zustand nach außen dokumentieren, wenn wir bei einem Begräbnis feststellen, dass die Witwe des Verstorbenen „Haltung“ bewahrt hat.
Nicht zuletzt registrieren wir bei allen Menschen, die uns begegnen deren Körperhaltung. Daraus schließen wir auch den seelischen Zustand. Wir analysieren, welcher Zustand während unseres Zusammentreffens vorhanden ist und reagieren darauf. Aggressiven Menschen werden wir so eher ausweichen, oder ebenfalls aggressiv auf sie zugehen. Traurigen Menschen, deren seelischer Zustand Körperhaltung gebückt und mit gesenktem Kopf Ausdruck findet, werden wir vielleicht helfen wollen.
Menschen, die hektische, schnelle Bewegungen vollziehen, werden wir unter Umständen beruhigen wollen. Menschen, die uns mit hoch erhobenem Haupt und geschwellter Brust begegnen rufen in uns Bewertungen hervor, die von „stolz“ und „selbstbewusst“ bis zu „überheblich und arrogant“ reichen mögen. Wir würden diesen Menschen vielleicht auch entsprechend arrogant begegnen wollen.
Haltungen anderer können in diesen Fällen also Handlungsmotivation unsererseits auslösen, die wir als entsprechende Reaktion auf eine erfahrene Haltung beschreiben. In jedem Fall beeinflussen sie unsere Gedanken, weil wir durch die Wahrnehmung von Haltungen zu gedanklichen Rückschlüssen kommen. Der Vollständigkeit halber muss gesagt werden: Es gibt natürlich Menschen, die Haltungen anderer Menschen sichtbar unbeteiligt begegnen. Sie werden oft als „gefühllos“, „hart“ oder „sozial inkompetent“ bezeichnet. Reaktionen auf menschliches Verhalten und in der Folge auf Haltungen zeigen sich jedoch nicht immer für alle deutlich erkennbar, bzw. spiegeln sich Reaktionen auch nach „innen“. Dies kann von uns nicht immer beobachtet werden. Deshalb ist bei der Analyse von nach außen gezeigten Haltungen immer Vorsicht angebracht. Die trauernde, jedoch Haltung bewahrende Witwe könnte für das Begräbnis auch starke Beruhigungsmittel eingenommen haben, die das Bewahren ihrer Haltung erst möglich gemacht haben. Haltung passiert - sie kognitiv zu lernen, zu trainieren ist nur bedingt möglich. Haltung wird "erfahren". Verwertbare Erfahrungen erreichen wir durch die ausreichende Reflexion (Spiegelung und Überprüfung) unseres Verhaltens.
Eine gewisse "Haltung" vorzutäuschen muss daher mittelfristig scheitern. Eine "wertschätzende" Haltung können wir also nur dann einnehmen, wenn wir auch wirklich wertschätzend sind!

Montag, 15. März 2010

Empathie

Empathie bedeutet alltagssprachlich „Einfühlungsvermögen“ und wird dabei häufig mit „Mitgefühl“ verwechselt. Was aber ist „Einfühlungsvermögen“? „Einfühlung“ in andere Menschen bezieht sich m.E. nicht ausschließlich auf die Gefühlswelt, sondern beinhaltet die Einbeziehung der gesamten Lebenswelt von Menschen. Um die Lebenswelten unserer Mitmenschen zu erkunden, müssen wir uns behutsam mit ihnen auseinandersetzen. Wir müssen neugierig, dürfen dabei aber nicht sensationslüstern sein, wir müssen bereit sein, andere Sichtweisen und Erfahrungen als „die Wahrheit des anderen“ anzuerkennen. Wir müssen uns mit der Sprache, mit dem Milieu auseinandersetzen, aus der unsere Gesprächspartner kommen. Wir müssen uns in diesen fremden Welten verhalten wie ein Gast auf Besuch. Sehr gerne verwende ich zur Erklärung, wie man in die Lebenswelt eines anderen kommen kann eine Analogie. Ich bin Gerätetaucher und betreibe diesen Sport als Hobby. Als ich lernte zu tauchen, brachte mir mein damaliger Lehrer bei, in der Welt des Meeres nichts zu berühren, nichts zu verletzen oder zu töten und nichts zu entwenden. Ich sollte diese Regeln unbedingt akzeptieren. Ich solle mich verhalten, wie ein höflicher Gast dies tun würde. Dabei könne ich als Gegenleistung die Unterwasserschönheiten der Weltmeere bewundern. Ich finde diese Analogie eignet sich wunderbar für eine Gebrauchsanweisung, um sich in der Lebenswelt anderer zu bewegen. Im (hilfreichen) Gespräch sollten wir uns genau so verhalten.
Wir müssen die Regeln, die Gesetzmäßigkeiten, die Umgangsformen der Menschen denen wir helfen wollen, verstehen lernen. Erst dann sind wir in der Lage, uns in jemanden einzufühlen, also empathisch zu sein.
Ich nenne dies das „Eintauchen“ in Lebenswelten. Erst danach kann versucht werden, ein Problem gemeinsam nutzbringend zu bearbeiten. Ohne situationsgerechte Einfühlung ist (hilfreiche) Gesprächsführung nicht sinnvoll.

Freitag, 5. März 2010

Authentizität in Gesprächen

Das Bewusstsein um die im Laufe des Lebens gebildeten Wertvorstellungen, um die Abbildung von Moral im eigenen Verhalten und die daraus resultierende Haltung gegenüber Menschen bildet m.E. die wichtigste Grundvoraussetzung für das (hilfreiche) Gespräch.
Es geht dabei nicht vorrangig um die Einname bestimmter Haltungen, deren Basis ein bestimmtes Level an Moral (z.B. besonders ehrlich) ist, oder um den Besitz bestimmter Werte (z.B. Freundschaft, Liebe). Es ist vorerst vielmehr wichtig, sich seiner Haltung bewusst zu sein, um diese im Gespräch authentisch vertreten zu können. Es kommt ja auch schließlich darauf an, was wir mit einem Gespräch bezwecken wollen, wem wir mit einem Gespräch helfen wollen. Deswegen ist es schwierig zu sagen, welches Niveau unsere Haltung haben soll. Hilfreiche Gespräche im Kontext eines professionell helfenden Prozesses verlangen selbstverständlich ein anderes Level an Haltung als ein "hilfreiches Gespräch unter Freunden" innerhalb einer mafiösen Organisation. In beiden, sich diametral verhaltenden Kontexten wird aber die Haltung der helfenden Person und ihre daraus resultierende Echtheit die größte Rolle spielen um vom Gesprächspartner als authentisch, als echt und damit als glaubwürdig erkannt zu werden.

Glaubwürdigkeit als Folge von Authentizität (Echtheit) ist die logische Folge eines Prozesses der Selbstbewusstmachung der eigenen Persönlichkeit. In anderen Worten:
Wer sich selbst gut kennt, wird als echt und damit als glaubwürdig erlebt.

Willkommen!

Dieser Blog stellt Wissen und Gedanken zur zwischenmenschlichen Kommunikation und zum Leben zur Verfügung. Ich bewerte auch Seminarhotels, deren Gast ich als Trainer war. Restaurants sind auch dabei, allerdings ist das ein reines Steckenpferd von mir. Special für Trainer: Verwenden Sie gerne meine Seminarübungen! Ein Hinweis auf mich als Urheber freut mich. Copyright auf alle Blogs beachten!

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