Sonntag, 25. April 2010

Homo oeconomicus

In meinen Seminaren führe ich oft die Übung " Gewinnt so viel ihr könnt" durch. Eine Übung, in der das individuelle Wettbewerbsstreben der Menschen stark provoziert wird. Nur scheinbar geht es darum, den Gewinn des Einzelnen zu vermehren. Die eigentliche Herausforderung besteht in der Bemühung um Kooperation mit anderen, diese bringt in dieser Übung die meisten Punkte (Gewinn). Fazit nach über 12 Jahren Seminarerfahrung: Die meisten Menschen trachten nach individuellem Vorteil, der gemeinsame, für alle nutzbringende Ertrag ist aber gering. Genauso wie im "richtigen Leben". Unser Weltbild ist vom "Homo oeconomicus" geprägt. Der Mensch ordnet alles dem individuellen wirtschaftlichen Erfolg unter. Hans-Peter Dürr, Physiker (arbeitete mit Heisenberg zusammen) und Nobelpreisträger plädiert seit Jahren für ein neues Weltbild in dem der Homo oeconomicus endlich keinen Platz mehr haben soll.
Diese "neue" Auffassung von "Welt" soll vor allem den Wettbewerb unter Menschen im Sinne eines primitiven Darwinismus (wer ist der Beste) wieder durch einen Wettbewerb ersetzen, der gemeinsame Ziele (Kooperation) der Menschheit in den Mittelpunkt aller Bemühungen stellt, um eine sinnvolle Weiterentwicklung von Menschheit zu ermöglichen. Wettbewerb aus einem reinen ökonomischen Standpunkt heraus führt zum Niedergang einzelner (z.B. Arbeitswelt) und von Gruppen (z.B. Minderheiten) und zum Niedergang von Kulturen (z.B. Sinti, Roma, afrikanische Kulturen), wenn diese nicht zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen können. Das "Soziale" wird ja vom Homo oeconomicus schon lange als lästige (und teure) Pflicht wahrgenommen. Was aber macht nun genau das neue Denken aus: So, wie sich ein Wort (Stufe 2)nur aus der Zusammenstellung mehrerer gleichberechtigter Buchstaben (Stufe 1) bilden kann, erreichen wir nur dann eine höhere Stufe (Stufe 2), wenn sich (auch gegensätzliche) Ideen, Ansichten, Kulturen fusionieren können. Dabei muss das Ganze mehr als die Summe der Teile sein! Wenn der Buchstabe "A" den Buchtaben "B" im ökonomischen Wettbewerb verdrängt, bleibt er zwar stehen, aber eine Wortbildung, geschweige denn eine Satzbildung ist nicht möglich...
Dürr meint, wir müssten niemanden das neue Denken erklären, wir müssten uns nur daran erinnern, wie es einmal war, gemeinsame Ziele durch Kooperation zu erreichen. Das ist keine Utopie, das war und ist so, wenn sich Menschen zu sozialen Verbänden zusammenschliessen, um für einen gemeinsamen Wohlstand zu sorgen, ohne damit gleichzeitig andere zu verdrängen. Mehr dazu auf https://www.gcn.de/, der Homepage von Hans- Peter Dürr.

Dienstag, 20. April 2010

Burnout Prävention

Ein häufiges Thema in meinen Seminaren und im Coaching stellt die Frage von umsetzbarem Burnout Schutz dar. Die Bedingung ist,einen praktikablen Weg zu finden, der engagiertes Arbeiten ermöglicht, ohne dabei auszubrennen. Im Dialog mit meinen SeminarteilnehmerInnen habe ich festgestellt, dass zwei Punkte sozusagen die Dilemmata - Säulen von Burnout Prävention bilden und zu Dilemma Nr.3 führen:
Dilemma Nr1: "Ich mache alles und vor allem Ausnahmen"(Unbewusstes Vermengen von Funktion und Person als Ausgestaltungsdimension des Arbeitsauftrages)
Dilemma Nr2: "Ich handle nach meinen Kriterien"(Einsatz des eigenen Wertesystems und dessen Urteilsdrang als Entscheidungsgrundlage)
Was bedeutet das nun. Menschen, seien es nun unsere Kunden, Klienten, Adressaten, Chefs,usw., die von uns eine Arbeitsleistung erwarten dürfen, beschränken sich häufig nicht auf das (unser) Angebot, oder das des Unternehmens. Sie wollen mehr. Sie beginnen zu verhandeln, zu reklamieren, zu protestieren. Dabei fordern sie unsere Konfliktfähigkeit genauso heraus wie unsere Geduld. Die Techniken , die dabei zum Einsatz kommen, sind vielfältig und reichen vom sympathischen Lächeln bis hin zur handfesten Drohung. Manchmal sind uns diese Menschen sympathisch, manchmal auch nicht. Welche Technik sie auch immer einsetzen und welchen Grad ihre Sympathie bei uns auch erreicht, sie alle haben eines gemeinsam. Sie locken uns aus unserer (beruflichen) Funktion. Sie möchten, dass wir unser "Amtskapperl" abnehmen und "menschlich" werden. Sie wollen eine besondere Behandlung. Reagieren wir dann in ihrem Sinne, weil wir "gerne" Ausnahmen machen und "engagierte, flexible Mitarbeiter" sind, ziehen sie meist zufrieden von dannen. Doch dann wartet schon der/ die nächste...Dies führt zum Dilemma Nr. 2. Wir müssen zu urteilen beginnen. Wem steht nun die nächste Sonderbehandlung zu? Wem nicht? Wer ist es wert? Das führt zu "Verteilungskonflikten" unserer "Wertschätzungsressourcen". Als Basis dient dabei unser eigenes Wertesystem, das sich nicht unbedingt (nämlich in den seltensten Fällen) mit den Werten von anderen Kunden, Klienten, Kollegen, usw. deckt! Kurz: Wir übernehmen die Rolle eines Richters /Richterin und entscheiden, dass "wir das Gesetz" sind. Nimmt dieser Entscheidungsdruck zu, wollen wir immer "richtige" Entscheidungen treffen, aber wir wissen: Fehler passieren...
Am Ende stehen wir, verstrickt in "Sonderbeziehungen", vor einem weiteren Dilemma: Dilemma Nr.3: Wir sind Gefangener unserer Kunden, Klienten, etc. und müssen die Arbeitsleistung permanent erhöhen, um als Diener/ in der "vielen Herren und Damen" gerecht zu werden. Dies kann zu einem Burn Out führen.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Ermessensspielraum, um mit Sonderwünschen von Mitmenschen umzugehen. Burnout Prävention bedeutet vor allem, sich dieses Spielraums bewusst zu werden und die persönlichen Belastungsgrenzen rechtzeitig zu erkennen, sowie das eigene Wertesystem bei Entscheidungen wenn nötig hintanzustellen um Gerechtigkeit herzustellen. Persönliches Engagement ist immer ein Gewinn für alle, für Mitarbeiter und für Unternehmen und für die Kunden, Klienten, usw., deshalb plädiere ich für dessen Langzeitpflege!

Donnerstag, 18. März 2010

Der Zölibat und die Misshandlung

Und wieder schlägt der Hausverstand zu! Von vielen, sich an der Diskussion um die Vorwürfe und Tatsachenberichte rund um die katholische Kirche, Misshandlungen physischer und psychischer Natur an (ehemaligen) Zöglingen ihrer Internate begangen zu haben, Beteiligenden, kommt die Aufforderung, den Zölibat abzuschaffen. Hier wird 1. Trittbrett gefahren 2. Naivität demonstriert und 3. der Lolita - Effekt auf die Ehe übertragen.
ad 1: Was hat denn die Eheerlaubnis für Priester mit Menschen zu tun, die pädophil und/ oder sadistisch sind? Soll hier ad 2. der Öffentlichkeit weisgemacht werden, dass Täter durch Heirat als "Indikation" ihre Krankheit (en) und Perversionen in den Griff bekommen? Und was bedeutet dies ad3. für die zukünftigen Ehefrauen dieser Priester? Würden sie nun eingesetzt werden, um Pädophilie und Sadismus zu behandeln - als "Ablenkung" potentieller Täter? Pädophilie und Sadismus existieren in unserer gesamten Gesellschaft, dazu gehört auch die katholische. Die "Gesellschaft" außerhalb der katholischen Kirche verfährt mit Pädophilie und mit MißhandlerInnen von Kindern und Jugendlichen genau wie dies die katholische Kirche tut. Vertuschen, versetzen, schweigen, verdrängen, verleugnen, verharmlosen.
Deshalb muss die Debatte um Kindesmißhandlung unbedingt auf die Gesellschaft außerhalb der Kirche erweitert werden! Sie darf sich nicht fälschlicherweise auf die katholische Kirche reduzieren! Mißhandlung von Kindern findet überall statt.

Willkommen!

Dieser Blog stellt Wissen und Gedanken zur zwischenmenschlichen Kommunikation und zum Leben zur Verfügung. Ich bewerte auch Seminarhotels, deren Gast ich als Trainer war. Restaurants sind auch dabei, allerdings ist das ein reines Steckenpferd von mir. Special für Trainer: Verwenden Sie gerne meine Seminarübungen! Ein Hinweis auf mich als Urheber freut mich. Copyright auf alle Blogs beachten!

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