Unsereins ist ja geradezu verpflichtet sich fortzubilden. Über neue Erkenntnisse zum Thema Zeitmanagement freuen sich doch alle, dachte ich und besuchte ein Vormittagsseminar eines Instituts, welches sich rühmt. Wir besahen bunte Listen mit Rastern, stuften ein, kategorisierten und malten Kästchen rot und gelb und grün aus. Die Vortragenden nannten das "Prioritäten setzen". Das ist das Wichtigste beim Zeitmanagement, sagten sie. Ohne Prioritätensetzung geht schon einmal gar nichts sagten sie wiederholend (Mehrdesselben, dachte ich - sie dachten sich wohl, wir verstünden nicht...). Wir sollten uns über unsere Prioritäten im Klaren sein! Darauf bestanden sie. Weil sonst nichts Interessantes im Seminar lief und eifrig diskutiert wurde, was jetzt wichtig ist und was nicht - z.B. ob der Anruf des Kunden wichtiger ist, als der Anruf des Chefs, und wieviel Zeit eine Zigarette brauchen dürfe und so weiter, - dachte ich daran, dass diese Vorstellung von Zeitmanagement für jemanden schwierig sein könnte, für den ALLES wichtig ist , denn DAS ist ja das Problem von Menschen, die mit ihrer Zeit nicht zurecht kommen! Und wenn alles wichtig ist, was kommt denn jetzt in welches bunte Kasterl? Wieso aber ist alles gleich wichtig? Dies ist die Hauptfrage, mit der sich gute Seminare beschäftigen sollten!!!
Christian Zajer - 24. Sep, 19:57
Eine seltsame Eigenart von Menschen ist, dass sie, nachdem sie im Zuge einer Problemlösung ein erstes Scheitern verzeichnen müssen, genau mit derselben Strategie noch einmal versuchen, Erfolg zu haben. Ein Lösungsversuch wird dann beliebig oft wiederholt, bis die ernüchternde Bilanz gezogen wird: "Das bringt nichts, das lässt sich nicht lösen. Aber was funktioniert dann nicht? Die Problemlösung selbst, oder wurde eben ein falsches Mittel eingesetzt? Zweiteres trifft in den meisten Fällen zu. Ein Beispiel: Eltern von pubertierenden Kindern versuchen es mit folgender Strategie: "Räum Dein Zimmer auf". Nichts passiert. Wiederholung: "Räum Dein Zimmer auf". Nichts. Wiederholung der Wiederholung: "Räum jetzt endlich Dein Zimmer auf". Wieder nichts. Sie tun "Mehrdesselben", in der Hoffnung, irgendwann MUSS diese Strategie doch Erfolg haben. Auf welcher Grundlage aber basiert diese Annahme? Da sind Ratten intelligenter. Im Forschungslabor probierten die Menschen mit der Strategie, ein Labyrinth systematisch abzusuchen, immer noch Geld zu finden, das vom Versuchsleiter längst entfernt worden war. Die Versuchsratten hingegen gaben bald auf, den Käse (ebenfalls längst entfernt) zu suchen, weil sie nur eine Strategie zur Verfügung hatten. Arme Ratten. wir Menschen hätten mehr drauf. Was aber dachten sich die Versuchsmenschen? Irgendwann wirddas Geldwieder da sein?! Besonders interessant: Die Ratten konnten den Versuchsleiter nicht befragen und die Menschen dachten nicht án diese Möglichkeit. Also: Wenns nicht klappt, wie wärs mit einer neuen Idee? Oder fragen Sie doch einfach mal den Versuchsleiter!
Christian Zajer - 23. Sep, 08:53
"Wertschätzung" wird offenbar wieder modern in Zeiten der Krisen, allein die inhaltliche Bedeutung des Begriffs bleibt nach wie vor im Verborgenen. "Da müssen Sie wertschätzend sein". "Ich bin wertschätzend". "Dieses Gespräch braucht Wertschätzung". So wird der Begriff eingesetzt, doch kaum jemand weiß tatsächlich, was das bedeutet: "Wertschätzung" ist keine Strategie, kein Konzept, kein Trick, der im Gespräch eingesetzt werden kann. Es ist eine "Haltung". Doch was ist eine Haltung? Wir könnten "Haltung" mit "Einstellung unseren Mitmenschen gegenüber" übersetzen. Um eine Haltung einzunehmen, braucht es wenig Bewußtsein, es geschieht automatisch. Um eine Haltung zu verändern, beziehungsweise zu verdeutlichen, müssen wir uns jedoch sehr vielen Dingen über uns und unsere Einstellung Menschen gegenüber bewußt sein. Dieser Bewußtmachungsprozess geschieht nicht von heute auf morgen. Er ist oft unangenehm, da wir uns auch mit den unpopulären Seiten unserer Persönlichkeit und unserer Sozialisation beschäftigen und uns entscheiden müssen, wieviel Raum diese in Zukunft bekommen sollen. In diesem Sinne können wir "Wertschätzung" nicht an- und ausziehen, wie unsere Kleidung. Wir müssen uns entscheiden, ob wir wertschätzend sein wollen.
Christian Zajer - 22. Sep, 07:56