Dominik Petko untersuchte in einer umfangreichen Studie mittels Audioaufzeichnungen durchgeführte Beratungsgespräche der SPFH in der Schweiz. Dabei bezieht er sich stark auf die Erfassung von Umständen wie die Diskrepanz von Hilfe und Kontrolle (doppeltes Mandat) und die Erfassung von „Handlungsleitenden Prinzipien“ der MitarbeiterInnen der Schweizer SPFH. Als ein Ergebnis hält Petko den idealtypischen Gesprächsverlauf bei Problembesprechungen der SPFH fest:
1. Probleme bereden: Verständnis zeigen
2. Kompetenzen hervorlocken ® Kompetenzen anerkennen
3. Bedeutungen erfragen: Neue Sichtweisen formulieren
4. An Klientenpraxis anknüpfen: Praktischen Rat anbieten
Diese Ergebnisse enthalten eine idealtypische Interventionsmethodik, die starke semantische Ähnlichkeit mit methodischen Begriffen aus der Literatur der Sozialen Arbeit hat. So wird „an die KlientInnenpraxis anknüpfen“ mit „Lebensweltorientierung“ in Verbindung gebracht. „Kompetenzen hervorlocken und anerkennen“ fällt in den Bereich des „Empowerment“. „Probleme bereden und Verständnis zeigen“ in Kombination mit „an KlientInnenpraxis anknüpfen und Praktischen Rat anbieten“ steht in engem semantischen Zusammenhang mit der „Orientierung am Willen“ und wiederum mit der Lebenswelt der KlientInnen. Schließlich brächten alle diese Verlaufsschritte neues „soziales Kapital“ zum Vorschein, wenn etwa durch Erfragen der Bedeutungen von Lebenssituationen neue Sichtweisen für die KlientInnen möglich sind, die wiederum HelferInnen Beziehungen bearbeiten lassen.
Christian Zajer - 29. Aug, 16:40
Sozialpädagogisches Handeln geschieht im Spannungsfeld zwischen Funktion und Person. Die Übernahme und Ausgestaltung verschiedener Rollen erlaubt dabei Flexibilität im Umgang mit KlientInnen. Es besteht aber auch die Gefahr der Überlappung oder Gleichzeitigkeit von Funktion und Person.
Bei Gleichzeitigkeit würde sich das persönliche Wertesystem in Konkurrenz zu Wertesystemen der KlientInnen verhalten. Dies verursacht in Folge eine verminderte Handlungsfähigkeit auf einer professionellen Ebene.
Christian Zajer - 29. Aug, 16:34
„Das werden Sie schon machen!“ „Das geht schon.“ „Die sind eh motiviert!“ „Alles lauter nette Menschen in dieser Abteilung!“ „Keine Angst, den bekommen Sie schon in den Griff, wenn Sie durchgreifen!“ „Die brauchen eine starke Hand!“ „Die sind wie Kinder und Sie müssen halt Kindergärtner sein!“ „Passens nur auf den X auf, der ist renitent!“ „Gebens denen nicht zu viele Freiräume, dann machen die, was sie wollen!“ „Treiben Sie einen Keil zwischen die, dann meutern die nicht!“ „Um die Abteilung zu leiten, brauchen sie aber wirklich keine Ausbildung, das können Sie bestimmt auch so!“
Kommt Ihnen das eine oder andere Zitat bekannt vor? Gesagt oder auch gehört? Oder gar beides? Die obigen Zitate beschreiben teils haarsträubende Einstellungen und sogar gefährliche Strategien von Beratungsweltmeistern. Mit professionellem Leadership hat das rein gar nichts zu tun.
Ein Trainerkollege hat in einem seiner Vorträge folgenden treffenden Vergleich gebracht. Er sagte sinngemäß: „Würden wir unsere Friseure mit einer derart schlechten Ausbildung auf Kunden loslassen, wie sie viele Führungskräfte haben, dann hätten die meisten Menschen keine Ohren mehr!“
Menschen ohne Ausbildung erfolgreich zu einem Ziel führen zu können, ist nur ganz Wenigen gegeben. Für alle anderen gibt’s wertvolle Erkenntnisse von erfolgreichen Führungskräften und Wissenschaftern. Werden diese dann mit System umgesetzt, ist ein Scheitern in der Führungsaufgabe nahezu unmöglich. Drei Themenkreise müssen in jeder Ausbildung bearbeitet werden:
Da wäre an erster Stelle die Selbstreflexion. Ohne zu wissen, wie ich selbst als Mensch auf schwierige Situationen reagiere, kann ich kein Team leiten. Wenn der Leiter währen einer Krise in Panik ausbricht, ist er quasi unnütz.
Danach folgt Wissen über menschliche Verhaltensweisen. Die Psychologie der Menschenkenntnis kann uns erklären, wie Menschen „ticken“ und was in brenzligen Situationen zu tun ist.
An dritter Stelle kommt die Gruppendynamik. Wer kann eine Gruppe leiten und wer und warum nicht? Wann sollte eine Gruppe in Ruhe arbeiten dürfen und wann muss eingegriffen werden? Dazu gibt es Wissen, das von erfolgreichen Unternehmen längst umgesetzt wird.
Ein Konflikt in einem Arbeitsteam, der die Leitung überfordert, kostet enorm viel Zeit und Geld, da der Konflikt die Arbeitsleistung der Mitarbeiter so lange bremst, bis er gelöst wird. Gut ausgebildete Führungskräfte sparen dem Unternehmen daher Geld. Und: Durch Führungskräfte gut motivierte Mitarbeiter fühlen sich wohl und sind bereit, mehr zu leisten. Eine Win – win Situation also.
Christian Zajer - 16. Aug, 17:46
Um in unserem Leben eine Veränderung zu erzielen, braucht es Aktionen auf zwei Ebenen. Die eine Ebene betrifft die Beeinflussung des Unbewussten durch Visionen. Der österreichische Ex – Bundeskanzler Vranitzky traf dazu einst eine herrlich falsche Aussage: „Wer Visionen hat, braucht einen Arzt“, meinte er mal launig. Vermutlich verwechselte er Visionen mit Halluzinationen, aber selbst diese bedürfen nicht immer einer ärztlichen Behandlung, das nur so nebenbei. Wer aber lediglich Visionen hat, braucht niemals einen Arzt, im Gegenteil. Visionen, also bildhafte Vorstellungen, betreffen häufig unsere Lebensziele. So stellen wir uns vor, wie es wäre, das ersehnte Wunschauto zu fahren. Wir stellen uns vor, wie es wäre, wenn wir den anzustrebenden Karriereschritt gemacht haben. Wir sehen uns dann im neuen Büro sitzen, mit neuen Aufgaben konfrontiert, erfolgreich und angesehen unter Kollegen, oder wir sehen uns bei der Clubfeier des Tennisvereins, nach einem Turnier mit dem Siegerpokal in Händen und nehmen Gratulationen entgegen. Dies sind alles Visionen. Sind sie stark genug, so treiben sie unser Unbewusstes an, um unser individuelles Ziel zu erreichen. Ganz gemäß den Gesetzen der Self – fulfilling Prophecy, wie in einem anderen Beitrag beschrieben. Die einzige Bedingung: Visionen müssen zu unserer Lebenswelt passen und dürfen keinesfalls mit unrealistischen Schwärmereien verwechselt werden. Die Vision etwa, in zwei Jahren mit Viktor Gernot verheiratet zu sein, bringt Sie eher als Stalker (in) vor Gericht, als vor den Traualtar. Genauso verhält es sich mit der Vorstellung, wie Dagobert Duck im Geldspeicher zu baden. Eher noch werden Sie Mitglied der Panzerknackerbande… Aber Spaß beiseite! Die Herausarbeitung realitätsnaher Visionen ist Arbeit und kann z. B. im Coaching geschehen. So motivieren wir uns quasi nebenbei und werden durch unser Unterbewusstsein angeleitet, entsprechende Handlungen zu setzen. Dies geschieht dabei in einer nicht steuerbaren Geschwindigkeit und oft über undurchschaubare Umwege. Jüngste Forschungsergebnisse deutscher Psychologen haben aber kürzlich mit einem Tabu gebrochen. Sie besagen, dass auch der eigene Wille eine große Rolle in der Veränderungsfrage spielt! Was daran neu ist? Viele Fachleute sind der festen Meinung, dass der eigene Wille, sich zu verändern lediglich zu einem "nachgeahmten" Wunschverhalten führt. Ohne permanente Kontrolle würde dieses, vom Veränderungswillen gesteuerte Verhalten, jedoch bald fallengelassen werden. Nun, die Ergebnisse von Diäten würden diese Überzeugung klar bestätigen. Man denke nur an den Jojo - Effekt. Nur wenigen Menschen gelingt es, dauerhaft in Diät zu leben, wenn die Willensanstrengung allein dazu dienen soll. Wie heißt es so schön: Der Geist ist willig, aber.....
Wie können wir uns jetzt trotzdem zielführend zwingen, uns zu verändern? Wir müssen planen, sagen die Forscher. Die berühmten Vorsätze spielen dabei eine wesentliche Rolle. Aber der Reihe nach. Der gute Vorsatz ist der Ausgangspunkt. Damit beginnt „volitionale Motivation“. Ein Beispiel: Silvester. Feierlaune. Genug Sekt ist getankt und so mancher sinniert ab 2.30 Uhr über das kommende Jahr. Kilos müssen weg, das Rauchen soll eingestellt werden, der Alkohol reduziert. Im Job will ich endlich mal „Nein“ sagen können, uswusf.
So weit so gut. Was Millionen Menschen mit allerlei guten Vorsätzen darauf tun, endet mit einer hohen statistischen Wahrscheinlichkeit im ….Nichts. Bis zum nächsten Silvester. Gut, möglicherweise tu ich jetzt einigen unrecht – manche schaffen sogar ein paar Kilometer joggend oder halten sich in den ersten beiden Wochen nach den Weihnachtsfeiertagen nahrungstechnisch noch zurück, weil die Gänse, Karpfen und die Kekse noch schwer im Magen liegen. Aber spätestens Anfang Februar sind auch diejenigen wieder im alten Muster. Am Ende ist wieder alles beim alten.
Dabei war der Ansatz gut! Zuerst muss ein Vorsatz da sein, wie die Kilos, die purzeln müssen. Und jetzt kommt der Wille ins Spiel. Die Vorsätze müssen auf die so genannte Handlungsebene gebracht werden – wir müssen etwas tun! Das Geheimnis liegt allerdings in den Schritten. Oft nehmen wir uns zu viele, zu große Schritte auf einmal vor und scheitern dann an der zu großen Aufgabe. Der Trick der volitionalen Motivation liegt darin, kleine, überschaubare Schritte zu tun, sich dazu aber täglich und mit Kontinuität zu zwingen, um dann zu einem weitern zu gelangen. Ein Beispiel: Raucher sollten vorerst nur versuchen, sich dazu zu zwingen, die Packung Zigaretten nicht zu berühren, das ist alles! Klingt banal? Ist es auch, aber vor allem – es ist erfüllbar im Gegensatz zu einem plötzlichem Verbot, nie wieder zu rauchen. Der Wille trickst dabei das schwache Fleisch aus. Wir müssen lediglich unsere Hände kontrollieren, und das schafft jeder! Nach 30 Tagen ist es soweit! Die Veränderung durch Willenskraft ist eingetreten. Eine neue Spur ist gezogen. Zugleich arbeitet nach wie vor die Vision. Raucher stellen sich bildhaft vor, wie sie, befreit von ihrer Sucht unbeschwert, hustenfrei, frei von Kopfwehtabletten, gelben Fingern und schlechtem Atem durchs Leben gehen, ohne ständig auf der Suche nach der nächsten Raucherenklave a la Raucherbox am Flughafen zu sein und von allen vorbeigehenden Nichtrauchern angestarrt zu werden, wie ein Mensch zweiter Klasse.
Die Kombination also macht’s. Vision und Wille. Gut durchdacht und in erfüllbare Handlungsschritte umgesetzt – dann klappts auch mit der Veränderung! Hab’s selbst probiert. Ehrlich.
Christian Zajer - 5. Aug, 08:43